Sina war der Mittelpunkt der Familie Höfner, ihre kleine Prinzessin. Doch sie starb am 24. Oktober 2002 - durch eine Blutvergiftung
nach einer Narkose. Sie wurde nur drei Jahre alt. In einer Zahnarztpraxis in Bad Mergentheim wird Sina an zwei kariösen Zähnen operiert - unter Vollnarkose. Der Anästhesist Dr. xxxxx x (50)
spritzt Sina Propofol. Ein gängiges Narkosemittel. Doch es ist durch falsche Handhabung mit Bakterien verseucht. Sina stirbt Stunden später an einem Septischen Schock. Gegen Dr. xxxxx x. ermittelt
nun die Staatsanwaltschaft Ellwangen wegen fahrlässiger Tötung. Sinas Eltern, Alexander und Claudia Höfner, wollen, dass der Arzt zur Verantwortung gezogen wird.
Ein rechtsmedizinisches Gutachten belegt nun, dass die Ampulle mit dem Narkosemittel mit hochgiftigen Bakterien verseucht war. Das kann nur geschehen, wenn die Ampulle zu
lange geöffnet war. Propofol ist nur zur einmaligen Anwendung bei einem einzigen Patienten bestimmt. Doch Dr. xxxxx x. hat es vor Sinas Narkose mindestens bei einem weiteren Patienten aus
derselben Ampulle gespritzt. Dr. xxxxx x. praktiziert immer noch. Erst jetzt hat das Regierungspräsidium Stuttgart reagiert und ein Verfahren gegen den Narkosearzt eingeleitet.
Es soll festgestellt werden, ob ihm die Approbation vorläufig entzogen werden kann. Das Regierungspräsidium habe erst kürzlich von Sinas Tod erfahren, obwohl die Praxis des Anästhesisten schon im
letzten Dezember von der Polizei wegen unhygienischer Zustände vorübergehend geschlossen wurde.
Sina Höfner ist nicht der einzige Narkosevorfall im Zusammenhang mit Dr.
xxxxx x Wir sprachen mit zwei anderen Frauen, die nach einer Behandlung durch den Arzt gesundheitliche Schwierigkeiten bekamen. Cornelia S. unterzog sich am 29.Oktober 1999
einer zahnärztlichen Behandlung unter Vollnarkose. Der verantwortliche Anästhesist war Dr. xxxxx x. Cornelia S. fiel nach der Behandlung für fünf Tage ins Koma. In einem außergerichtlichen
Vergleich zahlte ihr die Versicherung des Arztes eine Entschädigung. Cornelia S. musste unterschreiben, dass sie gegen den Anästhesisten nie mehr gerichtlich vorgehen wird. Für uns bricht sie ihr
Schweigen.
"Das schlimmste ist, dass mich keiner ernst nehmen wollte", sagt Gabriele V. (36). "Aber nachdem ich das mit Sina gehört habe, weiß ich: Dieser
Arzt darf keine Patienten mehr behandeln." Gabriele V. hatte Angst vorm Zahnarzt und wollte eine Vollnarkose. Die führte Dr. xxxxx x durch. Doch Gabriele V. erlebte den Alptraum ihres Lebens:
Sie war fast die ganze Zeit wach. "Ich habe alles mitbekommen. Wie der Arzt sprach, was die Helferinnen sagten. Ich hörte sogar meine Schwester hereinkommen. Es war der Horror. Ich konnte mich
nicht bewegen, war wie gelähmt, versuchte mich bemerkbar zu machen". Gabriele V. hatte Angst zu ersticken. Seit diesem Vorfall hat sie Herzprobleme.
Ein weiteres Gutachten im Fall
des unnatürlichen Todes von Sina Höfner steht noch aus. Erst dann kann die Staatsanwaltschaft Anklage erheben.
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