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Grabrede
Sina-Mareen
Sina-Mareen liebte die Geschichte von der Schwanenprinzessin. Sie
handelt von einem bösen Zauberer, der die hübsche und liebenswerte Prinzessin „Odett“ in einen Schwan verwandelt, um sie zur Frau zu bekommen. Nur die wahre Liebe könnte diesen Zauber
brechen, die Liebe von Prinz „Derek“.
Sina wollte immer Prinzessin Odett sein und Sebastian war Prinz Derek.
Natürlich war er das nicht freiwillig, aber Sina hat ihn stets mit dem erforderlichen Nachdruck davon überzeugt, dass er seinen Pflichten als Bruder auf ritterliche Art und Weise nachzukommen habe.
Sie war wirklich eine hübsche Prinzessin, unsere Prinzessin Odett. Auch wenn der Prinz ein wenig mürrisch war und lieber Pokémon im Fernsehen angeschaut hätte.
Mario war für sie immer der große beschützende Bruder, der alles
Mögliche mit ihr unternommen hat. Eines hat sie dabei ganz besonders gern mit ihm getan: schlägern. Sie war eben eine sehr vielseitige und energische Prinzessin, die nicht einfach nur eine fest
vorgegebene Rolle spielen wollte. So kam es auch vor, dass sie ihren weinenden starken Beschützer tröstete und ihm eine Rolle Zewa brachte, um seine Tränen zu trocknen.
Sina-Mareen war beileibe kein unauffälliges oder ruhiges Kind. Wie die
meisten hier nur allzu gut wissen, ist es ihr immer relativ leicht gefallen, den ganzen Laden um sie herum so richtig aufzumischen. Aber ihr Wesen war voller Herzlichkeit und Wärme. Sie hat es
verstanden Liebe und Zärtlichkeit zu geben. Jenen Menschen, die sie gerne hatte, hat sie das auch gezeigt. Mit Küssen – denn sie hat sehr gerne geküsst - und mit Worten wie „Ich
liebe dich“.
Ihr Lachen war wie das Strahlen der Sonne, hell, ehrlich und warm und
ihrem allerbesten Freund Johann, der so voller Schmerz in das Leben der Familie kam, hat sie Trost und Liebe gegeben. Sina-Mareen hat sein Leben wieder lebenswert gemacht.
Sina hat Blumen sehr geliebt, je bunter desto besser. Sie hat sie
verschenkt an Freunde, Bekannte, Verwandte und auch einfach an fremde Menschen, die ihr begegneten als Zeichen von Glück, Freude, Liebe und Wärme, die sie weitergeben wollte. Deshalb stehen heute
draußen vor dem Friedhof so viele bunte Rosen: 1385, eine für jeden Tag, den sie bei uns war, und jeder soll sich im Anschluss ein paar mitnehmen als tröstendes Geschenk von Sina. Nicht nur ein
paar für sich selbst, sondern vielleicht auch ein zusätzliches Sträußchen zum Weiterverschenken, so wie es Sina getan hätte.
Sina wusste, dass sie sterben würde. Sie hat es kurz vor ihrem Tod
gesagt und beharrlich darauf bestanden. Sie sagte sowohl zu ihren Paten als auch zu ihrer Oma „Morgen bin ich tot“. Ihr Onkel sagte „Nein, Sina, du bist doch noch zu klein und musst erst
noch groß werden“. Dennoch ließ sie sich nicht beirren und sagte „Trotzdem bin ich morgen gestorben“.
Der Himmel hat sie zu sich geholt, damit sie andere Aufgaben erfüllen
kann. Vielleicht war Sina-Mareen ein Engel, der seine Aufgabe nun erfüllt hat. Sie hat ihre Eltern in einer schweren Zeit wieder zusammengeführt und ihre jüngeren Geschwister Niklas und Sophia
würde es heute nicht geben, wenn sie nicht gewesen wäre.
Wenn wir nachts in den Himmel aufschauen, sehen wir zwischen dem
großen und dem kleinen Wagen einen Stern, der ihren Namen trägt, weil sie sich immer einen Stern gewünscht hat. Dieser Stern soll uns nicht an diese schlimme Zeit erinnern, sondern an 1385 Tage
und uns dabei nicht vergessen lassen, dass die allermeisten davon voller Freude waren.
Wir werden unsere Prinzessin sehr vermissen. Wir haben nicht nur eine
Tochter, eine Schwester, ein Enkelkind oder eine Nichte, sondern auch einen lieben Menschen verloren. Sie wird in unseren Herzen weiterleben.
 Grabmahl 
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